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Wie der Reitsport mich zu meiner Passion brachte.

Aktualisiert: 6. Apr. 2018


Liebe Leserin, lieber Leser,


mit 3 Jahren kam ich vom Zuschauen beim Voltigieren nach Hause und verkündete selbstbewusst, wenn ich das nächste Mal 2,00 DM (für die Jüngeren unter Euch - DM war noch richtig tolles Geld) mitbringen würde, dürfte ich auch mitmachen.


Vermutlich war das genau der Zeitpunkt, an dem mich der "Pferde-Virus" erwischte und sich tief in meinem Mark einnistete. Kurz darauf versuchte ich bei einem "Show Voltigieren" mit den anderen beim Einlaufen Schritt zu halten. Was mir nicht wirklich gelang. Allerdings hatte ich Null Angst und saß so, als kleiner Zwerg, im Galopp auf dem Pferd und ließ mich mit einem Strahlen über das ganze Gesicht in die Luft halten.


Mein Wachstum beschleunigte sich und ich durfte mit 9 Jahren das Reiten beginnen. Somit verbrachte ich die meiste Zeit meiner Kindheit auf einem herrlichen Reiterhof im Nordschwarzwald.


Ausritte ohne Sattel und nur mit Halfter (heute bekomme ich schon beim dran denken einen Schweißausbruch) durch Wald und über Stoppelfelder. In der Sonne mit den Pferden auf der Koppel entspannen und dabei die frisch gepflückten Kirschen, Äpfel und Zwetschgen verspeisen. Im Heuschober übernachten und mit vielen anderen Kindern sich über die große Schüssel Pudding, die uns die Pächterin gekocht hatte, her machen.


Heute, im Rückblick, bin ich unendlich dankbar für diesen Ort. Ein Ort, an dem ich sein durfte und mich mit diesen Zauberwesen, die uns so gut kennen und das Beste aus uns heraus holen - wenn wir nur zuhören - verbinden konnte.



Dieser Ort sollte mich auch zu meinem heutigen Beruf führen. Auf diesem Hof wurden ab Ende 1973 Kurse der Zusatzausbildung „Hippotherapie für Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, im Auftrag und des Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten“, unter der Leitung von Herrn Dr. Werner Rommel und der Physiotherapeutin Ursula Stamm angeboten. Herr Dr. Rommel gründete 1972 ein Fachkrankenhaus in Bad Wildbad, Nordschwarzwald. Zunächst lag der Arbeitsschwerpunkt in der Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates. Später kamen noch Behandlungen von neurologischen Bewegungsstörungen hinzu. Die Rommel-Klinik ist auch ein Zentrum der Physiotherapie und Hippotherapie. So kam ich schon sehr früh in Berührung mit diesem Beruf und konnte bei der Hippotherapie, die durch die Rommel-Klinik auf dem Hof durchgeführt wurde, Einblicke bekommen.


Schlussendlich fiel meine Wahl auf den Beruf, da ich den Wunsch hatte, meinen Beruf und mein Hobby zu verbinden. Nach meiner Ausbildung in Niederbayern landete ich in den ersten 11 Jahren in der Neurologie und Orthopädie. Doch die Hippotherapie sollte noch nicht in mein Leben kommen.


Ich machte, wie sich aus heutiger Sicht herausstellte, meinen größten Fehler im Leben. Ich legte eine Pferdepause ein. 13 lange Jahre. In dieser Zeit kam ich immer wieder mal kurz mit Pferden in Berührung und doch kam wieder das Leben dazwischen. Dann kam endlich der Durchbruch. Die innere Sehnsucht wuchs so stark, dass es sich wie nach Hause kommen anfühlte, als ich das erste Mal wieder in Ruhe ein Pferd putzte und reiten (ok - nennen wir es mal so: „Sie hatte sich bemüht“) konnte.


Halleluja! Es grüßten mich Muskeln, so was von lautstark. Bänder und Gelenke fühlten sich regelrecht eingerostet an. Von Kondition oder Koordination möchte ich lieber gar nicht sprechen. Mein Gang nach dem Reiten erinnerte an einen angeschossenen John Wayne.


Nun saß ich nicht nur als kleine „Trümmerlotte“, an der auch der Zahn der Zeit genagt hatte, auf dem Pferd, sondern auch als Physiotherapeutin, mit über 20 Jahren Berufserfahrung und nahm so die Bewegungen des Pferdes und meine ganzen Blockaden ganz anders wahr. So wurde ich meine erste und größte Kundin! Denn in meinem Kopf konnte ich ja noch "toll" reiten, nur die Verbindung zu meinem Körper schien ins Nirgendwo zu münden.


Mit heißen Bädern, Homöopathie, Vitaminen und Mineralien gedopt bis in die Haarspitzen versuchte ich zu körperlicher Fitness, Stärke, Koordination und Balance zu kommen und entwickelte ein Programm für Zuhause und eines, dass ich direkt vor und nach dem Reiten in der Stallgasse durchführen konnte. Damit ich zur richtigen Zeit die richtigen Hilfen dem Pferd geben kann ist es wichtig, dass mein Körper ausbalanciert ist, ich in allen Gelenken eine freie Bewegungsmöglichkeit und ein frei schwingendes Becken habe, muskulär stabilisieren kann und somit neurodynamisch alles "flutscht".



Nein! Liebe Nicht-Reiter, man sitzt nicht nur auf dem Pferd und dann läuft es von alleine. Es ist ein hoch komplexer Sport. Indem nicht nur ich und das Pferd körperlich und mental fit sein müssen. Es sollte auch eine gute Verbindung zwischen Reiter und Pferd vorhanden sein. Wenn dies geschieht verschmelzen zwei Lebewesen zu einer Sinfonie und es sieht aus als wäre das ein Kinderspiel.


Für mich ist das Leben bunt, so auch meine Therapie. Meine Therapie ist meist eine Mischung aus unterschiedlichsten Bereichen. Physiotherapie, funktionelles Training, Pilates, Yoga und Fascien-Training..., nicht zu vergessen das Kinesio-Taping.


Jeder Pferde-Mensch weiß was es heißt, in so einem "Zustand" neu in einen Stall zu kommen. Es benötigt weit mehr als körperliche Fitness!


Ich muss den Fokus auf mein Pferd halten, egal wie viele Andere an der Bande stehen, egal wie stressig mein Tag war, egal wer noch in der Reithalle ist, egal wie viele Trecker gerade vorbeifahren, egal was gerade weh tut oder egal wie komisch ich bei den Übungen vor dem Reiten in der Stallgasse aussehe....


Sobald man in die Stallgasse biegt, sollte man den Kopf einmal leeren. Und genau das ist auch das Meditative beim Reiten. Runter kommen, zu sich kommen, eine Verbindung mit dem Pferd aufbauen, Vertrauen schaffen, an kommen... Macht man dies nicht, wird das Pferd dem Reiter eines Besseren belehren ;-) Eines der tollsten Methoden hierfür ist für mich die Mentalfeldtechnik nach Dr. med. Dietrich Klinghardt. Bei dieser Klopftechnik kann jeder selbst schnell und nicht-invasiv auf Stresszustände, als belastend empfundene Gefühle (Angst, Wut, Trauer etc.) Einfluss nehmen.


Das kann ich überall auf der Welt machen und benötige kein spezielles Zubehör. Ob ich nun gestresst im Stall ankomme, mich die Zuschauer verunsichern, ich das letzte Mal vielleicht sogar vom Pferd gefallen bin und nun etwas zu viel Respekt habe oder eine Prüfung ansteht....


Selbstverständlich ist diese Technik in allen Lebensbereichen (auch wenn z.B. die Schwiegermutter zu Besuch kommt, der Zahnarzt sehr viel bohren muss oder die Steuererklärung dringend gemacht werden sollte) einsetzbar. Im Sport kann es mich allerdings unmittelbar bei der Fokussierung unterstützen.


So kann die Physiotherapie, der spezielle Reiter-Fitness-Kurs und das Mental-Coching einen großen Einfluss auf den schönsten Sport der Welt haben und mich dabei richtig unterstützen.


Ich hoffe, Du hast so viel Freude an diesem Sport wie ich! Bis bald.

Herzliche und sonnige Grüße


Bianca

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